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Maersk/Umfrage: Mehrheit rechnet mit weiteren zwei Jahren Störungen in Lieferkette

Die durch die Mehrfachkrise verursachten Störungen in den globalen Lieferketten zeigen keine Anzeichen einer Entspannung. Das wird sich in absehbarer Zukunft wahrscheinlich auch nicht ändern, so das wichtigste Ergebnis einer Umfrage, die Maersk unter seinen europäischen Kunden durchgeführt hat. 

Lagerhalle mit Paketen
© Maersk

Die Ergebnisse zeigen, dass eine deutliche Mehrheit der Frachteigentümer davon ausgeht, dass das derzeitige volatile Umfeld noch mindestens zwölf bis 24 Monate anhalten wird.
Die Umfrage, für die über 900 Unternehmen in ganz Europa befragt wurden, verdeutliche die anhaltende Belastung der Lieferketten durch geopolitische Spannungen, sich wandelnde Handelspolitiken und Unsicherheiten hinsichtlich der Zölle.
Mehr als 78 % der befragten Supply-Chain-Experten gaben an, dass sie davon ausgehen, dass geopolitische Entwicklungen, Handelszölle und internationale Handelsvorschriften ihre Geschäftstätigkeit in den nächsten ein bis zwei Jahren beeinflussen werden. Fast die Hälfte (48 %) äußerte sich zutiefst besorgt über das geopolitische Klima, und vier von fünf Befragten nannten Herausforderungen in der Lieferkette als einen Faktor, der ihr Geschäftswachstum beeinträchtigt.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, diversifizieren Unternehmen aktiv ihre Beschaffungsstrategien.
Drei von vier Befragten gaben an, dass sie entweder bereits aus mehreren Regionen beziehen oder dies planen – ein deutlicher Anstieg gegenüber der Umfrage von Maersk aus dem Jahr 2024, in der nur 53 % neue Beschaffungsstandorte in Betracht zogen. 

Darüber hinaus
• stärken vier von fünf Unternehmen die Beziehung zu ihrem Logistikdienstleister und ihren wichtigsten Lieferanten.
• investieren drei von fünf Unternehmen in die Transparenz und Flexibilität ihrer Lieferkette, um ihre Widerstandsfähigkeit zu erhöhen.
• geben drei von vier Unternehmen an, dass sie sich auf alternative Handelswege umstellen.

„Die europäischen Unternehmen hatten es in den vergangenen fünf Jahren sicherlich nicht leicht, und das sich ständig verändernde globale Umfeld, mit dem sie konfrontiert sind, wird auch in naher Zukunft bestehen bleiben“, sagt Aymeric Chandavoine, Präsident Europa bei A.P. Moller - Maersk. „Letztendlich geht es jedoch darum, die vorherrschende Unsicherheit in Chancen zu verwandeln. Eine gemeinsame Haltung unserer Kunden ist ganz klar geworden: Jetzt ist nicht die Zeit, über die Karten zu jammern, die uns ausgeteilt wurden – jetzt ist es an der Zeit, Maßnahmen zu ergreifen und zu wachsen. Immer mehr europäische Unternehmen weigern sich, untätig zu bleiben und darauf zu warten, dass sich die Volatilität legt. Stattdessen versuchen sie, intelligentere, widerstandsfähigere Netzwerke aufzubauen, die ihre Wachstumsambitionen unterstützen“, sagt er.

Abwarten und nichts tun ist das Schlimmste, was Frachteigentümer tun können, bestätigt Lars Karlsson.
Der Global Head of Trade & Customs Consulting bei Maersk weiß dies aus mehr als vier Jahrzehnten Erfahrung im Bereich Zoll und Zölle. Zölle seien die jüngste schwerwiegende Störung des globalen Handels. Lars Karlsson und das globale Team von 2.700 Maersk-Zollagenten halfen Frachteigentümern auf der ganzen Welt, den Überblick über die dynamischen Entwicklungen zu behalten, als die US-Zölle praktisch über Nacht alle möglichen Länder trafen.

„Das hat vielen Supply-Chain-Managern schlaflose Nächte bereitet“, erinnert sich Lars Karlsson an die Tage und Wochen, nachdem die USA im April ihr Importzollpaket der Welt bekannt gegeben hatten.
„Mit den richtigen Tools und Partnern kann man jedoch selbst ein solches Black-Swan-Ereignis kontrollieren“, fährt er fort. „In einem geopolitischen Umfeld wie dem heutigen muss man proaktiv sein und agiler werden. Um dies zu erreichen, muss man die volle Kontrolle über seine globalen Zolldaten haben und diese digital auf einer zentralen Plattform speichern, wo man sie mit den Daten zu plötzlichen Zolländerungen kombinieren kann, sobald diese eintreten.“

Die jüngsten Arbeiten seines Teams haben gezeigt, dass diejenigen Unternehmen, die nach der Ankündigung der US-Importzölle im April sofort damit begonnen haben, ihre globalen Zolldaten auf der Plattform „Maersk Trade and Tariff Studio“ zu sammeln, viel besser auf nachfolgende Zolländerungen von heute auf morgen vorbereitet waren als diejenigen, die eine abwartende Haltung eingenommen haben.
Dass Zölle auch in Zukunft ganz oben auf der Agenda stehen werden, wird durch die Ergebnisse der Umfrage deutlich bestätigt. 

Die drei größten Herausforderungen, die europäische Unternehmen aufgrund der sich verändernden geopolitischen Lage erwarten, sind:
• 46 % der Umfrageteilnehmer gaben gegenüber Maersk an, dass sie Schwankungen bei den Import- und Exportkosten erwarten.
• 43 % rechnen mit höheren Handelszöllen,
• 40 % erwarten Unsicherheiten in der globalen Handelspolitik.

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