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Künstliche Intelligenz im Handel: Fünf Trends für 2026

Algorithmen, Automatisierung, generative KI, KI-Agenten – das Thema Künstliche Intelligenz ist sehr präsent. Auch im Handel spielt sie zunehmend eine Rolle und hat sich in einigen Bereichen bereits etabliert. Jörg Frisch, Managing Partner der retailsolutions GmbH, ordnet 5 Retail-Trends ein, die seiner Meinung nach die Branche beschäftigen werden.

Jörg Frisch (retailsolutions GmbH)
Jörg Frisch, Managing Partner der retailsolutions GmbH
© retailsolutions GmbH

1. Konsistente Daten für KI und Analysen

Daten stellen das Fundament für KI-Anwendungen dar. Denn ohne ausreichende, qualitativ hochwertige Informationen lassen sich keine guten Ergebnisse erzielen. Im Handel sind zwar reichlich Daten vorhanden, aber oft unstrukturiert oder fragmentiert. Jörg Frisch empfiehlt, Informationen in einer gemeinsamen, intelligent verknüpften Umgebung zusammenzuführen, um eine einheitliche Datenbasis als Grundlage für präzise Analysen, fundierte Entscheidungen und KI-gestützte Anwendungen zu schaffen.

2. KI-Agenten als Shopping-Assistenten

Bereits rund 24 % der KI-Anwender setzen auf intelligente Shopping-Assistenten, gibt Frisch mit Berufung auf das Marktforschungsinstitut Kantar an. Auch 2026 bleibe die Integration solcher Agenten ein relevantes Thema. Konsumenten könnten zunehmend ihre Kaufentscheidungen an die Agenten delegieren, um auf Basis von maschinenlesbaren Daten Produkte zu filtern und Kaufempfehlungen aussprechen zu lassen. Für Händler und Marken gelte es sicherzustellen, dass ihre Produkte und Inhalte für diese Agenten auffindbar und relevant sind, betont Frisch. Das Konzept der sog. Generative Engine Optimization (GEO) helfe dabei, die Sichtbarkeit in KI-gestützten Suchmaschinen zu erhöhen, und werde deshalb an Bedeutung gewinnen, prognostiziert er.

3. Digitaler Lebensmitteleinkauf

Seit der Corona-Pandemie hat sich der digitale Lebensmitteleinkauf in der Handelswelt etabliert. Laut Consumer Barometer 02/2025 nutzen bereits 24 % der jüngeren Konsumierenden zwischen 18 und 33 Jahren Onlinelieferdienste von Lebensmittelhändlern. Viele möchten in den kommenden Jahren noch häufiger Lebensmittel online einkaufen. "Händler und Hersteller haben die Chance, diesen wachsenden Bedarf mit flexibler Distribution und digitalen Technologien aktiv voranzutreiben", so Frisch. Dafür gelte es jedoch, Themen wie Zweifel an der Produktfrische, fehlende Auswahl oder Zusatzkosten gezielt zu adressieren und Vorteile wie einen spürbaren Zeitgewinn, verlässliche und nachvollziehbare Qualität sowie transparente Kosten in den Vordergrund zu stellen.

4. Retail Media Networks

Retail Media Networks, kurz RMN, sieht Frisch zunehmend als "Schlüsselfaktor", um die eigenen Kunden zu erreichen. Dabei handelt es sich um Werbekanäle, die der Handel betreibt und auf dem Marken ihre Produkte direkt den Endkunden präsentieren können, was meist digital geschieht, aber auch physische Touchpoints am PoS einbeziehen kann. Dank steigendem Wissen über die Kunden und deren Kaufverhalten kann Werbung so gezielt ausgespielt werden. Jörg Frisch bewertet RMN als Plattform als "leistungsstark", die bessere Ergebnisse als digitale Anzeigen sowie höhere Kaufabsichten erreichten. Für die gezielte und personalisierte Ausspielung von Werbeanzeigen auf Websites, In-Store-Displays oder in Apps hänge der Erfolg allerdings maßgeblich von der Datenintegration aus verschiedenen Touchpoints ab.

5. Kürzere Lieferzeiten im e-Commerce

Laut einer Studie vom EHI Retail Institute und dem Marktforschungsinstitut ECDB verzeichnete der Onlinehandel in Deutschland 2024 erstmals seit 2021 wieder ein Umsatzwachstum; für die folgenden Jahre werde mit weiteren positiven Entwicklungen gerechnet. "Damit der E-Commerce weiterwächst, sind vor allem kürzere Lieferzeiten und planbare -termine entscheidend", stellt Frisch fest. Viele Onlineshops hätten ihren Lieferservice insgesamt weiterentwickelt, doch der Wunsch nach individuellen Zustellfenstern bleibe bislang weitgehend unerfüllt. Laut Studie ermöglichen nur 6,2 % der untersuchten Portale den Service eines persönlich festgelegten Zeitraums, nur 6,8 % informierten über eine konsolidierte Lieferung. 

 

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