von Inga Detleffsen 2 Min Lesezeit X Facebook LinkedIn

„Du bist hier der Chef“ endet - auch wegen „verschlossener Türen“ im Handel

„Au revoir. Bye. Tschüss. Hallo altbekanntes Ehrenamt.“ Mit diesen Worten startet der Post von Nicolas Barthelmé LinkedIn. Das Team der Initiative „Du bist hier der Chef!“ stelle seine operativen Aktivitäten zum 31. Dezember 2025 ein, teilt der Mitbegründer der Bewegung mit. 

Das Team der Initiative "Du bist hier der Chef"
Das Team der Initiative "Du bist hier der Chef"
© Du bist hier der Chef / LinkedIn

Damit ende die gemeinsame Arbeit des Kernteams, während der Verein und das Produkt der „Verbraucher-Milch“ weiterbestehen sollen. Laut Barthelmé wurden in den vergangenen sechs Jahren mehr als 35.000 sogenannte Co-Kreatorinnen und Co-Kreatoren in das Projekt eingebunden. Wem dieser Begriff nicht geläufig ist: darunter ist die aktive Einbindung von Kundinnen und Kunden in die Produktentwicklung zu verstehen, z.B. bei Rezepturen, Herkunft oder der Preisgestaltung. Über 2,8 Mio Einheiten der gemeinsam entwickelten Produkte wurden verkauft, freut sich Barthelmé. Ziel der Initiative sei es gewesen, Verbraucherinnen und Verbraucher aktiv in Entscheidungsprozesse entlang der Wertschöpfungskette einzubeziehen und für transparente Produkte mit fairen Bedingungen zu werben, schreibt er in seinem Post.

Die Türen des Handels blieben verschlossen

Die Gründe für den Rückzug des Teams sieht Barthelmé vor allem in den begrenzten Marktzugängen. „Die Türen des Handels blieben trotz vieler Gespräche verschlossen“, erklärt er. Die Angst vor Transparenz, vor einer Beteiligung der Verbraucherinnen und Verbraucher oder vor Preisoffenheit führe zu einem klassischen Dilemma: „Die Angst zu verlieren verhinderte den gemeinsamen Gewinn“, so der Mitbegründer der Initiative.

Gleichzeitig betont Barthelmé, dass die Initiative nicht vollständig endet. Die Verbraucher-Milch bleibe im Markt, zudem solle der Verein von engagierten Verbraucherinnen und Verbrauchern weitergeführt werden. Darüber hinaus stelle das Team sein gesammeltes Wissen öffentlich zur Verfügung. „Wir waren mit unserer Idee oft weit voraus. Und genau deshalb geben wir jetzt unser Wissen zurück ins Netzwerk“, gibt er bekannt.

„Kompost als Open-Source-Wissensspeicher

Unter dem Namen „Der Kompost“ werde ein Open-Source-Wissensspeicher aufgebaut, der unter anderem Wirkungsberichte, Whitepaper, Leitfäden zur Co-Kreation, Kalkulationen und weitere Einblicke aus sechs Jahren Projektarbeit enthalten soll. Bereits jetzt finden sich zahlreiche Materialien auf der Webseite der Initiative: Du bist hier der Chef - Open-Source Kompost

„Die Idee, unser heutiges Lebensmittelsystem durch demokratische Beteiligung entlang der Wertschöpfungskette zu verändern, endet nicht“, heißt es in dem LinkedIn-Beitrag weiter. „Sie gehört allen, die weitermachen wollen.“

Das bisherige Kernteam mit Marie Krähling, Julia Oertzen und Nicolas Barthelmé werde sich künftig neuen Aufgaben widmen. Die Grundidee bestehe jedoch fort, so die Einschätzung des Mitgründers: „Co-Kreation endet nicht. Sie fängt gerade erst an“, schreibt er abschließend.

Wer den Post von Nicolas Barthelmé und die Kommentare im Original lesen möchte, findet ihn unter diesem Link: zu LinkedIn

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