von Inga Detleffsen 3 Min Lesezeit X Facebook LinkedIn

„Steak teurer, Tomaten billiger“ – Schwedische Studie: Steuerreform könnte Gesundheit und Klima schützen

Eine steuerliche Neuausrichtung auf Lebensmittel könnte sowohl die Umwelt als auch die öffentliche Gesundheit deutlich verbessern – ohne dass der durchschnittliche Einkauf teurer wird. Zu diesem Schluss kommt eine Studie unter Leitung von Jörgen Larsson, Senior Researcher an der Chalmers University of Technology in Göteborg.

Obst- und Gemüseabteilung eines schwedischen Supermarktes
© Inga Detleffsen

Larsson und sein Team haben untersucht, wie sich eine sogenannte food tax shift – also eine Umschichtung von Mehrwertsteuer und Abgaben – auf Konsum, Klima und Gesundheit auswirken würde. Das Modell sieht vor, die Mehrwertsteuer auf gesunde Produkte wie Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkorn zu streichen, während Fleisch, Wurstwaren und zuckergesüßte Getränke mit neuen Abgaben belegt werden. „Unsere Ernährung macht uns krank und schadet dem Klima“, erklärte Larsson. „Wenn wir das gemeinsam ändern wollen, sind Steuern und Subventionen ein guter Weg – und zwar, ohne dass der durchschnittliche Einkauf im Supermarkt teurer wird.“

700 Todesfälle vermeiden – „vorsichtig geschätzt“

Laut der Studie könnten allein in Schweden rund 700 vorzeitige Todesfälle pro Jahr verhindert werden, falls Verbraucher:innen ihre Ernährung infolge einer solchen Steuerreform anpassen. Damit würde der gesundheitliche Nutzen deutlich über dem liegen, was etwa durch geringere Verkehrsunfälle erreicht werden kann. „Diese Zahl hat uns selbst überrascht“, so Larsson. „Und sie ist noch vorsichtig geschätzt – die gesundheitlichen Belastungen durch Übergewicht oder Diabetes sind darin nicht einmal enthalten.“

Auch das Klima würde profitieren: Die Forschenden errechneten eine Reduktion der ernährungsbedingten Emissionen um 700.000 t CO₂ jährlich – das entspricht etwa acht Prozent aller Pkw-Emissionen in Schweden oder fast jedem zehnten Auto, das von der Straße verschwindet.

Preissignale als Anreiz

Das Team berücksichtigte in seiner Analyse Verkaufsdaten von über 22.000 Produkten aus 31 schwedischen Supermärkten. Dabei zeigte sich, dass Preissignale das Kaufverhalten deutlich beeinflussen: Wenn Obst und Gemüse durch den Wegfall der Mehrwertsteuer um rund elf Prozent günstiger würden, könnte ihr Konsum um etwa vier Prozent steigen. Umgekehrt würde ein Preisanstieg von rund 25 Prozent für Rind- und Lammfleisch den Fleischverzehr um etwa ein Fünftel senken.

Die Forschenden betonen, dass der Vorschlag sozial ausgewogen sei: Niedrigere Preise für pflanzliche Grundnahrungsmittel würden höhere Fleischpreise ausgleichen, sodass die Gesamtausgaben pro Haushalt stabil blieben. Zudem entlaste ein gesünderes Ernährungsverhalten langfristig auch die öffentlichen Haushalte, etwa durch geringere Krankheitskosten und weniger Arbeitsausfälle.

„Nicht alle müssen Vegetarier werden“, sagte Larsson. „Aber schon eine gemäßigtere Fleischproduktion und -konsum könnten viel bewirken – für die eigene Gesundheit, für das Klima und für die Gesellschaft insgesamt.“

Die vollständige Studie finden Sie unter folgendem Link: A food tax shift could save lives – without a price hike in the average shopping basket | Chalmers

 

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