von Inga Detleffsen 3 Min Lesezeit X Facebook LinkedIn

Oxfam: Lieferkettengesetz zeigt Wirkung, "konstruktiver Einsatz" von Aldi

Laut der Entwicklungsorganisation Oxfam hat das deutsche Lieferkettengesetz erstmals zu konkreten Verbesserungen für Beschäftigte auf Bananenplantagen in Costa Rica geführt. Nach einer Beschwerde von Oxfam und der costa-ricanischen Gewerkschaft SITRAP wegen Arbeitsrechtsverstößen habe der deutsche Lebensmitteleinzelhändler Aldi konstruktiv an einer Lösung mitgewirkt.

Bananenstauden
© Bankerok - Adobe Stock

Betroffene Arbeiterinnen und Arbeiter erhielten demnach inzwischen Zahlungen durch den Produzenten vor Ort. Die Beschwerde war im Sommer 2023 gemeinsam mit SITRAP in Costa Rica sowie der ecuadorianischen Gewerkschaft ASTAC gegen Aldi, Lidl, Edeka und Rewe eingereicht worden. Den Unternehmen wurden Verstöße gegen grundlegende Arbeitsrechte in Zulieferbetrieben in Costa Rica und Ecuador vorgeworfen – unter anderem zu niedrige Löhne, unzureichender Arbeitsschutz beim Pestizideinsatz und die Benachteiligung von Gewerkschaftsmitgliedern.

Nach Angaben von Oxfam lagen die Löhne damals deutlich unter dem gesetzlichen Mindestlohn von rund 20 Euro pro Tag. Zudem sei es zu sogenannten Flugbesprühungen mit Pestiziden während der Arbeitszeit gekommen, ohne die Beschäftigten vorab zu informieren oder aus der Plantage zu holen. Auch die Diskriminierung und Entlassung von Gewerkschaftsmitgliedern sei dokumentiert worden.

„Ich habe viele Kolleginnen und Kollegen, die entlassen wurden, nur weil sie mit mir einen Kaffee oder ein Getränk getrunken haben. Sie bekommen keine Arbeit mehr, weil Gewerkschaften nicht geachtet werden", wird Cristino Hernández, Vertreter einer costa-ricanischen Gewerkschaft, zitiert.

Einigung nach zweijährigem Verfahren

Seit Eingang der Beschwerde habe Aldi laut Oxfam den Dialog mit der Gewerkschaft SITRAP, dem Zulieferer und dem Produzenten gesucht. In Anwesenheit von Arbeitsrechtsanwälten aus Costa Rica seien Fälle von Lohnunregelmäßigkeiten aufgearbeitet worden. Betroffene hätten dabei Gelegenheit gehabt, ihre Situation ausführlich zu schildern.

Im August 2025 sei es schließlich zu einer Einigung gekommen: Der Produzent in Costa Rica habe Zahlungen an eine Gruppe von Arbeiterinnen und Arbeitern geleistet. „Wir sind sehr froh, dass zum ersten Mal Zahlungen an Betroffene geleistet wurden. Das bedeutet uns viel! Die Zahlungen helfen den Menschen ganz unmittelbar. Ohne das Lieferkettengesetz hätten wir das nicht erreicht“, erklärt Didier Leitón, Generalsekretär der Gewerkschaft SITRAP, gegenüber Oxfam.

Laut Oxfam zeigt das Ergebnis, dass das Lieferkettengesetz in der Praxis greife und die Rechte Betroffener stärke. Der Prozess habe deutlich gemacht, wie wichtig es sei, Gewerkschaften und Unternehmen an einen Tisch zu bringen.

Aldi bekräftigt Sorgfaltspflicht

Auch Aldi zieht laut Oxfam eine positive Bilanz. In einer Stellungnahme betont Maximilian Vogt, Director Sustainability bei Aldi Süd: „Unser Ziel ist eine spürbare Verbesserung der Menschenrechtslage in den Lieferketten. Wir unterstützen ausdrücklich menschenrechtliche Sorgfaltspflicht-Gesetzgebungen wie das deutsche Lieferkettengesetz sowie die europäische Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD). Denn Fälle wie dieser zeigen deutlich, dass solche Regelungen konkret zum Schutz der Betroffenen beitragen.“

Nach Oxfam-Angaben haben Rewe und Edeka in vergleichbaren Fällen bislang keine entsprechenden Maßnahmen ergriffen. Gegen beide Unternehmen sei daher Beschwerde bei der Bundesanstalt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) eingereicht worden, die für die Umsetzung des Lieferkettengesetzes zuständig ist.

Weitere Schritte angekündigt

Oxfam weist darauf hin, dass trotz der erreichten Zahlungen noch nicht alle Vorwürfe abschließend geklärt seien. Aldi, der Zulieferer und der Produzent in Costa Rica bestätigten demnach zwar deutliche Fortschritte beim Arbeitsschutz, hätten aber zugleich angekündigt, die noch offenen Themen weiter gemeinsam zu bearbeiten. „Die Zahlungen sind ein zentraler Erfolg, denn sie zeigen: Das Lieferkettengesetz wirkt in der Praxis – ganz konkret und zum Nutzen von Betroffenen“, heißt es abschließend in der Mitteilung der Entwicklungsorganisation. 

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