von Inga Detleffsen 4 Min Lesezeit X Facebook LinkedIn

Gegen Klima und Kopien: Das „BIK“ im Einsatz für Frankreichs Kiwis

Schon gewusst? Rund 50.700 t Kiwis wurden 2024 in Frankreich produziert, 75 % davon im Südwesten des Landes. Sie ist das sechstwichtigste Obst, das im Hexagon angebaut wird, und erfreut sich auch bei den französischen Konsumenten großer Beliebtheit. Damit das so bleibt, setzt sich der Branchenverband, das Bureau National Interprofessionnel du Kiwi (BIK), an vielen Fronten für möglichst kontinuierlichen Kiwi-Konsum ein.

Französische Kiwis an der Pflanze
© J.-A. Delevaux / Interfel

Bei ihrer Generalversammlung diesen Sommer hatte die französische Kiwi-Branche eine klare Botschaft gesendet: Der Kampf gegen die sogenannte Francisation – das fälschliche Ausgeben importierter Ware als französische – soll deutlich verschärft werden. Wie das Bureau National Interprofessionnel du Kiwi (BIK) mitteilt, habe man daher vier Jahre lang gemeinsam mit Eurofins an einer wissenschaftlich fundierten Datenbank zur Herkunftsanalyse gearbeitet. Ziel sei es, mithilfe von Isotopen- und Kernspinresonanzanalysen gegen die falsche Herkunftskennzeichnung vorzugehen. Während bei einer Isotopenanalyse die Verhältnisse stabiler Isotope, z.B. Wasserstoff, Sauerstoff oder Kohlenstoff, untersucht werden, die regional unterschiedlich sind und je nach Klima, Boden und Wasser eine Art „geochemischen Fingerabdruck“ der Herkunft ergeben, betrachtet die Kernspinresonanz einzelne Moleküle und bestimmt die Zusammensetzung von Zucker, Säuren etc, was ebenfalls zu herkunftsspezifischen Profilen führt, Die jüngsten Tests mit „Blindproben“ hätten gezeigt, dass mit den entwickelten Methoden französische Kiwis zu 99 % korrekt zugeordnet werden können, ausländische Früchte immerhin zu 72 %. Die kommende Saison werde zum weiteren Aufbau der Datenbank genutzt, auch könnten erste offizielle Kontrollen eingeführt werden, heißt es seitens des BIK.

Agri-PV-Studie als Vorreiter in Europa

Doch nicht erst nach der Ernte, auch schon im Anbau zeigt sich die französische Kiwi-Branche innovativ: Im auf vier Jahre angelegten Projekt „Protection par l’Agrivoltaïsme dynamique des Lianes FRUITières D’OCCitanie“ (kurz: Palfruitsd’Occ) testet das BIK gemeinsam mit Partnern wie Sun’Agri und dem IFV erstmals in Europa den Anbau von Kiwis unter dynamischen Photovoltaik-Anlagen. Ziel ist es, die Auswirkungen auf das Pflanzenwachstum zu erfassen und herauszufinden, ob diese Anbaubedingungen für Kiwis geeignet sind. Laut BIK handelt es sich um das erste Projekt dieser Art im Bereich der Kiwi-Produktion, bisher existierten lediglich Studien unter fest installierten Photovoltaik-Überdachungen in China. In Frankreich handele es sich bei der Versuchsfläche hingegen um einen bereits bestehenden Produktionsbetrieb, wodurch bereits ab dem zweiten Versuchsjahr, d.h. ab 2026, Referenzwerte erhoben werden können, gibt das Bureau einen Ausblick. Man habe zahlreiche Messungen geplant, die mit einem ausführlichen Bericht abgeschlossen werden sollen. 

Frankreichs Produzenten forschen und fordern

Ansonsten haben die französischen Produzentinnen und Produzenten mit dem Pflanzenschutz und dessen Widersachern zu kämpfen, wobei das BIK betont, dass in Frankreich deutlich weniger Wirkstoffe zugelassen seien als in anderen Regionen: Im Hexagon sind laut BIK nur 24 % der aktiven Wirkstoffe erlaubt, in Griechenland sind es 46 %, 54 % der Wirkstoffe dürfen in Portugal eingesetzt werden, in Italien sind es laut BIK sogar 59 %, weshalb französische Produzenten hier dringend auf eine Lösung drängten. Aufgrund der fehlenden Kältestunden habe man bereits Ende 2024 auf eine Notfallzulassung des Mittels Dormex gedrängt, das in Griechenland seit drei Jahren weiter eingesetzt werden dürfe, gibt das BIK ein Beispiel. Bei Anwendungsgebieten werde Frankreich ebenfalls benachteiligt. Gleichzeitig forscht die Branche jedoch auch nach anderen Wegen, um Lösungen bei dringendsten und drängendsten Schädlingsproblemen zu finden. So verfolgt das 2025 gestartete, fünfjährige Projekt PACTE einen Ansatz zur langfristigen Bekämpfung der Marmorierten Baumwanze. Es soll auf Basis ökologischer Daten neue, agroökologische Bekämpfungsstrategien entwickeln. Parallel dazu werde mit Nützlingen und z.B. Überwinterungsfallen experimentiert, erklärt das BIK.

Das BIK zeigt: Auch, wenn Frankreich bei ersten Überlegungen vielleicht nicht sofort als klassische Kiwi-Nation in den Sinn kommt, ist die Branche im Hexagon nicht nur aktiv, sondern auch innovativ. Insgesamt 1.150 Produzenten arbeiten auf 4.490 ha daran, dass Kiwis, die aktuell in der Beliebtheitsskala der französischen Konsumenten auf dem 8. Platz steht und von der pro Jahr pro Haushalt rund 4,5 kg verzehrt werden, auch zukünftig Speisepläne und Lieblingslisten bereichern. 

-
Diesen Artikel finden Sie in voller Länge in unserem Fruchthandel Kiwi Special, das Sie auch digital als e-Paper lesen können. Hier geht's zur Ausgabe: klick!

  • Kiwis
  • Frankreich