Bio auf Events: „Wo erreicht man Menschen besser als beim Feiern?“
Immer mehr öffentliche Veranstaltungen setzen auf Bio und schaffen damit einen neuen Hebel für nachhaltiges Handeln und Inspiration zur Nachahmung im kommunalen Wirkungsbereich. Das wurde bei der digitalen Veranstaltung Bio auf Events: Veranstaltungen, Märkte und Feste der Initiative BioBitte deutlich.
Vertreterinnen und Vertreter aus ganz Deutschland diskutierten, wie Städte und Gemeinden mit dem Einsatz von Bio-Produkten auf Stadtfesten, Märkten und Großevents gesellschaftliche Verantwortung mit Vorbildcharakter im Hinblick auf bundesweite Nachhaltigkeitsziele übernehmen können, so die Initiative. Rund 75 Akteurinnen und Akteure der Branche lauschten dafür den Beiträgen von Rainer Roehl (a’verdis), Johanna Zierl (Mehr Bio auf der Wiesn) und Jan Kohlmüller (Biostadt Bremen).
Zum Auftakt erläuterte Rainer Roehl (a’verdis), welche Rolle Events in der Außer-Haus-Verpflegung inzwischen spielen. Sein Befund: Veranstaltungen, Märkte und Feste bilden generell ein wachsendes Segment und damit auch einen wachsenden Absatzmarkt für Bio-Lebensmittel. Sie seien zugleich eine gute Möglichkeit, Bio einer breiteren Öffentlichkeit zu kommunizieren. Ob Stadtfest, Weihnachtsmarkt, Kirchentag, Musikfestival oder Stadioncatering: Überall dort, wo Menschen gemeinsam feiern, können Bio, Regionalität, saisonale Produkte und eine ressourcenschonende Organisation auf genussvolle Weise mit Freizeit und gemeinschaftlichem Erleben verknüpft werden und so Nachhaltigkeit konkret erfahrbar machen. Auch Informationen zu Herkunft, Qualität und Wirkung ließen sich dort niedrigschwellig und erlebnisorientiert vermitteln.
Roehl machte deutlich, dass Kommunen bei Bio auf Events gleich mehrfach in der Verantwortung stehen: als Gastgeberinnen, als Flächengeberinnen und über die öffentliche Beschaffung. Viele Städte hätten eigene Nachhaltigkeitsstrategien entwickelt, die sich an den globalen Nachhaltigkeitszielen orientieren. Über Vergaben und Ausschreibungen könne auch der Einsatz von Bio konkret eingefordert oder positiv bewertet werden. Möglich seien zum Beispiel Vorgaben zu bestimmten Bio-Komponenten, Mindestanteilen oder Bonuspunkten für biozertifizierte Angebote.
Das Infoblatt der Initiative BioBitte („Bio-Lebensmittel erfolgreich bei Veranstaltungen einsetzen“) zeige, wie solche Kriterien, z.B. die Auswahl geeigneter Anbieter oder die Frage, wie die Beschaffung organisiert wird, erfolgreich in der Praxis umgesetzt werden können. Überlegt werden müsse auch, ob sich z.B. bei Stadtfesten jeder Stand selbst bio-zertifiziert oder ob vom Veranstalter eine Eventzertifizierung umgesetzt wird. Eine häufige Sorge in Kommunen und bei Veranstalterinnen und Veranstaltern sei: Reicht die Bio-Ware überhaupt? Zierl konnte diese Frage klar beantworten: „Wir haben genug Ware vor Ort.“
Bremen feiert Bio
Dass Bio auf Events auch jenseits der großen Volksfeste ein wichtiges Lernfeld ist, zeigte Jan Kohlmüller von der Biostadt Bremen. Dort werden u.a. BioMarktFeste, Feierabendmärkte und Bio-Stadtteilfeste umgesetzt, teilweise in Quartieren, die bislang als wenig bioaffin gelten. Ein zentrales Learning aus Bremen: Nicht jedes Format funktioniere beim ersten Versuch. Kohlmüller spricht von „konstruktivem Scheitern“, der Bereitschaft, aus Rückschlägen zu lernen und Veranstaltungen über mehrere Jahre weiterzuentwickeln.
Vom Nischenthema zum sichtbaren Baustein
Bio auf Events sei längst kein Randthema mehr, sondern entwickele sich zu einem sichtbaren Baustein einer nachhaltigen Verpflegung in Kommunen. „Veranstaltungen und Events sind ein wachsender Absatzmarkt für Bio-Lebensmittel und eine gute Möglichkeit, Bio einer breiteren Öffentlichkeit zu kommunizieren“, fasste Roehl zusammen. Wenn Kommunen hier aktiv werden, etwa über Vergaben, Leitfäden und klare Kriterien, setzen sie sichtbare Zeichen und stärken gleichzeitig regionale Bio-Wertschöpfungsketten.