Foto: Fruitimprese

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Marco Salvi, Präsident von Fruitimprese, findet deutliche Worte: „Die Unternehmen haben ihren Teil beigetragen. Die Daten zeigen, dass die Branche ohne entsprechende Vergütung zum Stillstand kommt.“ Die erste Jahreshälfte, so eine Auswertung der Istat-Daten durch Fruitimprese, habe eine deutliche Trendwende im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres markiert, das als Rekordjahr für die italienische O+G-Branche gilt: 2021 betrugen die O+G-Exporte über 5,2 Mrd Euro, stolze 8,3 % über 2020. Die Handelsbilanz lag über 1 Mrd Euro. Im ersten Halbjahr 2022 gingen die Exporte dann zurück, -3,8 % im Wert, -6,8 % in der Menge.

Besonders betroffen: Frischobst mit -7,68 % und Citrusfrüchte (-15,2 %), während Importe wuchsen und mit über 2 Mio t die Exporte überholten (1,7 Mio t). Besonders deutlich wurde dies bei den Importen von Citrusfrüchten (+38,6 %), Hülsenfrüchten und Gemüse (+32,8 %) sowie Frischobst (+9,5 %) und Trockenobst (+25 %). Das gekippte Verhältnis zeigt sich auch in der Handelsbilanz: Lag diese in den ersten sechs Monaten in 2021 bei 635 Mio Euro, sind es ein Jahr später 81,9 % weniger, 115 Mio Euro.
Marco Salvi stellt in einer Mitteilung des Branchenverbandes fest, dass die Akteure sowohl im In- als auch im Ausland aufgrund der sinkenden Wettbewerbsfähigkeit stärker einschränken. Einerseits zeigten italienische Firmen, dass sie Chancen des Marktes zu nutzten, in dem sie immer stärker als logistische Drehscheibe für das übrige Europa fungierten, wie das Wachstum der Im- und Exporte von tropischen Produkten bestätige, doch laufe das Land dennoch Gefahr, seine Führungsrolle bei der Produktion und dem Export vieler Produkte zu verlieren.

Bereits Ende 2021 habe man bei Fruitimprese Alarm geschlagen. „Heute ist die Situation unhaltbar geworden“, betonte Salvi. Wer die Preise festlege, müsse sich dieser Lage bewusst werden, sonst werde es zu einem „dramatischen Rückgang' der Branche führen, inklusive „einem sehr starken Verlust an Arbeitsplätzen im Obst- und Gemüsesektor und den dazugehörigen Industrien', so der Präsident.
„Die Erzeuger sowie die Landwirtschafts- und Handelsunternehmen, die bisher die Versorgung mit frischem und verarbeitetem Obst und Gemüse sichergestellt haben', fährt Salvi fort, „können die Steigerungen von 300 % bei der Energie, 100 % beim internationalen Transport und 30 bis 70 % bei der Verpackung nicht mehr alleine bewältigen.“ Es sei nun notwendig, dass der Handel die Rolle des 'Verbrauchervertreters' aufgebe - diese komme den Institutionen zu - und sich bewusst werde, dass in der aktuellen Lage Marktteilnehmer dazu gezwungen seien, Lieferungen einzustellen und teils für die Herbst- und Winterkampagne gar nicht erst wieder aufzunehmen, sollten sich die Bedingungen nicht ändern.

Bei rückläufigen Konsumzahlen in Italien könnten auch ständige Werbeaktionen nicht mehr helfen, „wenn die Familien kein Einkommen haben, das sie ausgeben können, weil so viele Arbeitsplätze verloren gegangen sind oder weil sie von hohen Rechnungen geplagt werden“, machte Salvi klar. Und sieht auch eine große Verantwortung bei der EU: „Einerseits erweist sie sich mit ihrer passiven und kurzsichtigen Haltung als unfähig, die Energiekrise zu bewältigen, andererseits zeigt sie sich mit der vorgeschlagenen Verordnung zur Verringerung der Pflanzenschutzmittel als entschlossen und unflexibel und riskiert im Namen einer fragwürdigen Ideologie den Rückgang der italienischen und europäischen Agrarproduktion. Es ist an der Zeit, dass alle ihren Teil dazu beitragen, sonst könnte diese wirtschaftliche Phase, die in den kommenden Monaten noch härter zu werden verspricht, den endgültigen Niedergang eine der wichtigsten Branchen der italienischen Agrar- und Ernährungswirtschaft bedeuten“, stellte Salvi abschließend fest.

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