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Es war einmal ein Königreich, nennen wir es Großbritannien. Das wollte endlich auf eigenen Füßen stehen und selbstbewusst und autark durch das Weltgeschehen manövrieren. Dafür musste es sich aber zunächst aus dem Bann des großen, bösen Wolfs, nennen wir ihn Europäische Union, befreien. Die Lösung schien einfach: ein Brexit. Nach langem Ringen war es Anfang 2021 endlich soweit. Aber gibt es wirklich ein „Und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende“? Oder bahnt sich da doch ein Alptraum an?

Das wollten Fruchthandel Magazin und AMI genau wissen und luden am 20. Januar zum Webinar „Brexit. Wie geht es weiter für den internationalen O+G Handel?“
„Zunächst einmal stehen beide Parteien vor einem enormen bürokratischen Mehraufwand, den es zu bewältigen gilt. Zwar gibt es keine Zölle oder Mengenbeschränkungen, dafür aber umfangreiche Zollformalitäten zu beachten. Herkunftsnachweis, Prozessvollmacht und Rechnungsdokumente müssen vorhanden und korrekt sein. Das alles zu kontrollieren hat Verzögerungen im Warenfluss zur Folge, besonders betroffen ist der Grenzverkehr mit Irland“, erklärte Michael Koch von der AMI. Daran anschließend zeigte Koch auf, wie sich die Importe und die Selbstversorgung zwischen 1990 und 2019 verändert hat. Für Gemüse lagen die Inlandsproduktion 1999 bei 3,04 Mio t, der Selbstversorgungsgrad bei 80,7 % und die Importe bei 0,76 Mio t. Fast zwei Dekaden später zeigt sich ein deutlich anderes Bild: Die Inlandsproduktion ist auf 2,42 Mio t gesunken, der Selbstversorgungsgrad auf 52,8 % zurückgegangen und die Importe sind auf 2,31 Mio t gestiegen. Bei Möhren und Speiserüben ist der Grad der Eigenversorgung UKs am höchsten (97 %), bei Obst liegt er bei 20 %. Tomaten waren 2019 mit 388.991 t wichtigstes Importprodukt, insgesamt wurden 2,04 Mio t Gemüse importiert. 3,53 Mio t Obst wurden importiert, Bananen waren mit rund 1,063 Mio t mit Abstand auf Platz 1.
Und wie wird die Lage im Land des Brexit eingeschätzt? Dazu erklärte Michael Barker, Fruitnet Media International, zunächst: „Wir haben keinen perfekten Deal, aber einen, der einen großen Teil der Unsicherheiten beseitigt.“ Er wies darauf hin, dass es vor Weihnachten nicht wegen des Brexits, sondern aufgrund der Corona-Maßnahmen zu den langen Lkw-Staus gekommen ist. Aber natürlich brauche es Zeit, sich an die neuen Regeln und nötigen Dokumente zu gewöhnen. „Grundsätzlich will doch aber niemand, dass Obst und Gemüse in den Lkw verrotten“, betont Michael Barker. Die Medien würden die Situation dramatischer darstellen als sie tatsächlich sei. Für Tesco-Chef Ken Murphy sei der Brexit z.B. „eine Herausforderung, aber keine Krise“. Bei den Großmärkten sei die Frustration dagegen hoch, da die Gastronomie wegfällt. Insgesamt, so Barker, bestehe aber durchaus Grund zum Optimismus. Vor allem deshalb, weil aktuell an einem zweiteiligen Programm gearbeitet wird, das die heimische Produktion steigern soll.

Lesen Sie mehr dazu in Ausgabe 4/2021 des Fruchthandel Magazins.