Foto: VSSE e.V./Christoph Göckel

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Gemessen am vergangenen Jahr war die Spargelsaison für die meisten Erzeuger eine mittelmäßige und ruhigere Saison. Witterungsbedingt gab es keine Übermengen und an kühlen Tagen eine geringere Nachfrage nach dem Edelgemüse. Das Preisniveau fiel insgesamt durchschnittlich niedrig aus, die Produktionskosten stiegen weiter. Ein Dauerthema war und ist der Arbeitskräftemangel, der manchen Anbauer dazu zwang, Flächen früher aus der Ernte zu nehmen. Insgesamt wird die Erntemenge nach dem Rekordjahr 2018 geringer ausfallen, teilte der Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer e.V. (VSSE) mit.

„Die Stimmung bei den Spargelerzeugern ist sehr unterschiedlich. Steigende Produktionskosten, ein mäßiges Preisniveau und Erntehelfermangel führen zu Flächenreduktion und Produktionsaufgabe. Betriebe mit größeren und zusammenhängenden Flächen können durch die zunehmende Mechanisierung die steigenden Kosten etwas auffangen, andere reduzieren ihre Flächen oder sind gezwungen, die Produktion komplett einzustellen. Bilaterale Abkommen mit Serbien, der Ukraine und weiteren Ländern des Westbalkans können die Situation entschärfen. Auch plädieren wir gegenüber dem Lebensmitteleinzelhandel für eine faire Preisegestaltung, die auch die Produktionskosten im Erzeugungsland berücksichtigt“, erklärt Simon Schumacher, Sprecher VSSE.
Laut der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI) war die Phase mit hohen Preisen für den ersten Spargel 2019 sehr kurz. Der Preisdruck war weder durch die Witterung noch durch Übermengen zu erklären. Die steigenden Kosten für Arbeitskräfte schlugen nur anteilig auf die Verbraucherpreise nieder. Während die Arbeitskosten von 2014 bis 2019 um 44 % stiegen, erhöhten sich die Preise für die Konsumenten insgesamt um 16 %, je nach Saison auch um nur 3 %.
„Die Preise waren relativ früh niedriger als das Wetter vermuten ließ. Der Ernteverlauf war gleichmäßiger, da die extremen Hitzephasen ausblieben. Bei den Betrieben in Ostdeutschland ist die Stimmung sehr unterschiedlich. Die Problematik mit den fehlenden Arbeitskräften nimmt weiter zu“, erklärt Spargelanbauberater Jürgen Schulze.
„Im Vergleich zur vergangenen war diese Saison für die meisten Anbauer in Niedersachsen ein gutes Mittelmaß. 2017 war zu nass, 2018 viel zu warm. 2019 gab es durch die Spätfröste sehr unterschiedliche Qualitäten durch hohle Stangen und Verbräunung, aber dies hatten die Erzeuger wieder schnell im Griff. Der Erntehelfermangel hingegen wird ein ständiges und großes Thema bleiben. Insgesamt wird die Erntemenge geringer ausfallen“, erklärt Gemüseanbauberaterin Friederike Herberg von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.
Auch hatten Felder, die unter der letztjährigen Trockenheit besonders litten und über den Winter ihre Wasserspeicher nicht auffüllen konnten, merklich weniger Erträge. „In Nordrhein-Westfalen gab es Flächen mit sehr guten Spargelqualitäten, aber auch Betriebe mit katastrophal geringen Mengen, was teilweise mit der extremen Trockenheit 2018 zu tun hat. In diesem Jahr wurden sehr wenige Neuanlagen gepflanzt. Auch gibt es immer mehr Betriebe, die aus Altersgründen aufhören, wo es keinen Nachfolger gibt. Insgesamt war diese Saison besser als vergangenes Jahr und damit zufriedenstellend, auch wenn die Preise kräftig gedrückt wurden“, bilanziert Carsten Wenke, Spargelanbauberater der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.
Steigende Personalkosten, niedriges Preisniveau und Engpässe durch Erntehelfermangel führten dazu, dass Flächen vorzeitig aus der Ernte genommen wurden. „Das Positive an der Saison war, dass Erntemenge und Nachfrage meistens passten, sodass die Kunden immer frischen Spargel hatten. Obwohl es keine Übermengen gab, blieb der Preis unten. Für viele Anbauer in Süddeutschland war es eine schwere Saison. Einige werden ihre Produktion einstellen, viele denken darüber nach“, resümiert Spargelanbauberater Dr. Ludger Aldenhoff.