Foto: BayWa AG/Enno Kapitza

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Der neue Aufsichtsratschef der BayWa AG heißt Prof. Klaus Josef Lutz. Der 65-Jährige löst Manfred Nüssel ab, der mehr als 20 Jahre lang an der Spitze des Kontrollgremiums gestanden und sich auf eigenen Wunsch nicht mehr zur Wahl für die neue Amtsperiode gestellt hat, so BayWa.

„Manfred Nüssel ist der Rekordhalter unter den Aufsichtsratschefs aller börsennotierten Unternehmen in Deutschland: Von den 100 Jahren, die es die BayWa gibt, hat er 40 mitgeprägt. Die Kontinuität, die die BayWa seit jeher auszeichnet, ist mit dem eindeutigen Votum der Aktionärinnen und Aktionäre, die mich in den Aufsichtsrat gewählt haben, auch weiterhin gegeben. Ich gratuliere allen gewählten Aufsichtsratsmitgliedern und freue mich, mit meinem Wissen und meiner Erfahrung die Entwicklung des Konzerns auch in Zukunft aktiv mitzugestalten“, so Klaus Josef Lutz.
15 Jahre lang hat Lutz an der Spitze des BayWa-Vorstands gestanden. Prägend für die Zeit unter seiner Führung waren der Einstieg in das Geschäft mit erneuerbaren Energien sowie die Internationalisierung des Agrar- und Obsthandels. „Die Erfolgsgeschichte wäre ohne ihn nicht denkbar gewesen. Klaus Josef Lutz hat den schlafenden Riesen BayWa geweckt – mit Kreativität, Mut, Weitblick und Durchsetzungskraft. Dank ihm und seinem Unternehmergeist kann ich mit einem guten Gefühl mein Mandat beenden“, sagt der scheidende Aufsichtsratschef Manfred Nüssel.
Nüssel hatte bereits zur Aufsichtsratswahl 2018 eine erneute Kandidatur für das Gremium ausgeschlossen. Daraufhin schlug der Aufsichtsratsvorsitzende der Bayerische Raiffeisen-Beteiligungs-(BRB) AG, Wolfgang Altmüller, im vergangenen Jahr Klaus Josef Lutz als zukünftigen Aufsichtsratschef vor. Mit rund 34 Prozent Aktienanteil ist die BRB größter Hauptaktionär der BayWa. Um bei der Aufsichtsratswahl antreten zu können, schied Lutz zum 31. März dieses Jahres vorzeitig als Vorstandsvorsitzender der BayWa AG aus.

Mit 27,1 Mrd. Euro Umsatz und einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) in Höhe von 504,1 Mio Euro hat der Konzern im vergangenen Ausnahmejahr neue Bestmarken erzielt. Auch im laufenden Geschäftsjahr befindet sich die BayWa auf gutem Weg, das für das Jahr 2023 erwartete Ergebnis von 320 Mio Euro bis 370 Mio Euro zu erreichen. Mittelfristig geht die BayWa von einem Konzern-EBIT zwischen 470 Mio Euro und 520 Mio Euro aus.
Für das abgelaufene Geschäftsjahr beschlossen die Aktionärinnen und Aktionäre eine Erhöhung der Dividende um 0,05 Euro auf 1,10 Euro. Sie votierten außerdem für die Zahlung einer Sonderdividende in Höhe von 0,10 Euro je Aktie, die in diesem Jahr anlässlich des 100-jährigen Bestehens der BayWa AG ausgeschüttet werden soll.

Marcus Pöllinger nutzte seine erste Rede vor der Aktionärsversammlung, um darzulegen, wie die BayWa mit den drei zentralen Herausforderungen für die Wirtschaft – gestiegene Anforderungen an eine nachhaltige Unternehmensführung, geopolitische Unsicherheiten und Arbeitskräftemangel – umgeht.
Bei Nachhaltigkeit gehe es um das große Ganze, so der Vorstandsvorsitzende, „nämlich um die Frage, wie wir langfristig leben, wirtschaften und arbeiten wollen. Deshalb investieren wir in die Zukunft.“ Als Beispiele nannte Pöllinger die Züchtung und zukünftige Vermarktung der weltweit ersten klimatoleranten Apfelsorte „Tutti“ sowie die Entwicklung von Agri-Photovoltaik-Anlagen zur Doppelnutzung von Agrarflächen. „Wir liefern unseren Kunden das, was sie brauchen, um ihre Felder zu bestellen, Wohnungen zu heizen und Häuser zu bauen. Wir helfen ihnen aber ebenso dabei, ihren eigenen CO2-Fußabdruck nachhaltig zu reduzieren.'
Vor allem in den vergangenen Monaten ist sichtbar geworden, dass essenzielle Güter wie Lebensmittel oder Energie auch in Industrienationen knapp werden können. Marcus Pöllinger: „Als Unternehmen müssen wir diesen Unsicherheits-Faktoren mit klaren Entscheidungen entgegentreten. Wir tun dies mit modernster Technik und Investments in Zukunftsfelder, die uns helfen, nachhaltiger, effizienter und agiler zu werden.“ Beispiele dafür seien im Segment Bau die modulare Fertigung von Badmodulen durch die BayWa-Beteiligung Tjiko, das Wärme-Contracting der BayWa Energie Dienstleistungs GmbH oder das vegane Ei des Berliner Start-ups Neggst, in das die BayWa Venture GmbH investiert ist.

Auch das Thema Arbeitskräftemangel, so Marcus Pöllinger, „wird uns alle noch lange beschäftigen. Wir haben erkannt, dass wir die Generation Z und die noch jüngere Generation Alpha anders ansprechen müssen, als wir das bisher gewohnt waren.“ Dabei müsse sich die BayWa als Arbeitgeberin nicht verstecken: Als Grundversorger biete sie jungen Menschen die Sinnhaftigkeit, die diese heute in einem Job suchen. Obendrein stünden ihnen bei der BayWa alle Karrierewege offen: Jede zweite Führungskraft im Unternehmen hat einmal bei der BayWa gelernt.
Vorausblickend versicherte der Vorstandsvorsitzende der Aktionärsversammlung auch in Zukunft Kontinuität: „Die BayWa bleibt die BayWa, indem sie sich in einer höchst dynamischen Welt weiterentwickelt. Wir sind ein Flottenverbund innovativer Unternehmen rund um den Globus. 1923 hätten sich die Gründer die heutige BayWa wohl kaum vorstellen können. Ich bin aber überzeugt: Wo wir heute stehen, hätte ihnen sehr gefallen.“