Foto: INSA Consulere/Zentralverband der Deutschen Werbewirtschaft ZAW e.V.

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Werbung im Lebensmittelbereich bietet den Verbrauchern wertvolle Informationen, auf die sie nicht verzichten möchten. Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstitut INSA Consulere im Auftrag des Zentralverbands der Deutschen Werbewirtschaft (ZAW) möchten 71 % der befragten Mütter und Väter über Produktneuheiten und Innovationen im Lebensmittelbereich mittels Werbung informiert werden. Lediglich 16 % sind nicht daran interessiert.

Gleichzeitig gab die deutliche Mehrheit der Befragten (76 %) an, dass sie sich selbst in der Verantwortung sehen, wenn es um eine ausgewogene Ernährung ihrer Kinder geht. Herstellern von Lebensmitteln (6 %) und dem Staat (3 %) wird nur eine sehr geringe Bedeutung beigemessen.

Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbands, kommentiert: 'Eltern sind sich ihrer Verantwortung in Sachen Ernährung bewusst und wollen diese auch nicht delegieren. Sie möchten selbstbestimmt handeln und sich nicht vom Staat etwas vorschreiben lassen. Sie wissen um den Wert von Werbung und wofür wir sie in einer freien Marktwirtschaft brauchen. Außerdem haben sie das richtige Gespür und Wissen, wenn es um kindliches Übergewicht geht. Die Antworten der Befragten zeigen, dass ihnen bewusst ist, dass die Gewichtsentwicklung von Kindern von vielen Faktoren abhängt und Übergewicht multikausal bedingt ist.'

Die Befragten sollten 14 Aspekte nach ihrer Rolle bei der Übergewichtsentwicklung bewerten - und haben in nahezu allen aufgelisteten Punkten einen Einflussfaktor gesehen. Am häufigsten denken die Befragten, dass das Vorbildverhalten der Eltern und der Umgang mit Ernährung im Elternhaus einen Einfluss darauf hat, ob Kinder in Deutschland übergewichtig sind. 80 % messen diesen beiden Aspekten eine sehr große bzw. eher große Rolle zu. Dahinter folgen mit 72 % das mangelnde Wissen der Eltern über Ernährung und mit 71 % das mangelnde Wissen der Kinder über Ernährung. Auf den hinteren Plätzen, aber trotzdem von jedem zweiten noch genannt, sind der negative Einfluss von Influencern in sozialen Netzwerken (54 %), die persönliche Veranlagung (55 %) und die Werbung für Lebensmittel (56 %). Aber, sobald es um eine Gewichtung geht, wird deutlich, dass Verantwortung und Bildung weit vor der Werbung liegen. So wird das Vorbildverhalten der Eltern und der Umgang mit Ernährung im Elternhaus mit Abstand am häufigsten als Hauptursache für Übergewicht bei Kindern in Deutschland genannt (38 %). Dahinter folgt das mangelnde Wissen der Eltern über Ernährung mit 29 % und zu wenig Möglichkeiten für Bewegung, also zu wenige Spielplätze und zu wenig Schulsport, mit 25 %. Werbung für Lebensmittel sieht nur jeder Zehnte unter den drei Hauptgründen für Übergewicht.

Mit Blick auf die Umfrageergebnisse, die der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) veröffentlicht hat, erklärt Christoph Minhoff zudem: 'Die Forderungen des vzbv nach Höchstgrenzen für Zucker, Fett und Salz in Lebensmitteln sowie nach staatlichen Regulierungen sind überraschend vor dem Hintergrund der Beteiligung des vzbv an der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie. Denn hier hat der vzbv von Beginn an konstruktiv am Runden Tisch und im Begleitgremium mitgearbeitet und die Strategie einer freiwilligen Selbstverpflichtung unterstützt. Aus den Debatten hat der vzbv mitgenommen, dass die Lebensmittelwirtschaft einerseits auf einem sehr guten Weg der Optimierung der Produktzusammensetzung ist, dass aber andererseits in der Realität, nämlich an der Supermarktkasse, die Verbraucher anders entscheiden, als Verbraucherschützer es sich vielleicht wünschen und mit Umfragen suggerieren möchten. Eingekauft wird, was schmeckt. Niemanden ist geholfen, wenn Lebensmittelrezepturen durch staatliche Vorgaben in ein einheitliches Korsett gedrängt werden, und am Ende akzeptieren die Verbraucher die Produkte nicht.'