Foto: CIA

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Cristiano Fini wurde vergangene Woche von den 399 Vertretern des italienischen Landwirtschaftsverbandes, der fast 900.000 Mitglieder in ganz Italien zählt, zum neuen Präsidenten gewählt. Der 50-jährige Unternehmer aus Modena war zuvor bereits Präsident des Cia in der Emilia-Romagna und wird für die nächsten vier Jahre im Amt sein.

„Wir befinden uns in einer sehr komplizierten Zeit“, sagte Fini beim Amtsantritt. „Pandemien, Kriege, außergewöhnlich hohe Rohstoffpreise, die Gefahr einer Energie- und Nahrungsmittelkrise, der Klimawandel. Dennoch bleibt unser Sektor, trotz aller Schwierigkeiten, einer der Eckpfeiler der nationalen Wirtschaft. Die Wertschöpfung der italienischen Landwirtschaft ist mit rund 33 Milliarden Euro weiterhin die höchste in der EU. Auf die gesamte Agrar- und Ernährungswirtschaft entfallen 15 % des BIP. Deshalb können und müssen wir kämpfen und unsere Prioritäten, unsere Kämpfe, wieder in den Mittelpunkt stellen“, so Fini weiter. Nötig seien nun breit angelegte und doch präzise Maßnahmen, etwa eine Energiepolitik, die die Kostenerhöhungen und Spekulationen beruhige und die Beteiligten entlang der Produktionsketten unterstütze.

Miteinbeziehen müsse man ohnehin das komplette System, auch die Verbraucher, die z.B. durch den Agrotourismus die Landwirtschaft und ihren Nutzen für die Gesellschaft und die Umwelt besser kennenlernen könne. Auch sei es nötig, die Wertschöpfung fair entlang der Produktionskette zu verteilen. „Wir müssen die Notwendigkeit eines gerechten Einkommens für Landwirte hervorheben und uns für dieses gemeinsame Ziel sowie für umfangreiche Investitionen in die Forschung einsetzen“, stellte Fini fest. So könne der Primärsektor mit Innovationen gegen den Klimawandel vorgehen. Dazu gehörten auch digitale Technologien und eine offene Haltung gegenüber genetischen Optimierungen, wenn sie der Nachhaltigkeit dienten. Außerdem zählten dazu Wasserspeicherungsmöglichkeiten, Versicherungen und eine Absicherung gegenüber Katastrophen. Auch das Thema Arbeitskräfte gilt für ihn als dringlich – sowohl, was Kosten, als auch, was die Verfügbarkeit angehe, da man so derzeit nicht wettbewerbsfähig sei. Es bedürfe Flexibilität, Zugang zu Land und Krediten für neue Landwirte, eine weitere Erhöhung des aktuell bei 30 % liegenden Frauenanteils sowie gerechte Renten „für diejenigen, die ihr ganzes Leben auf den Feldern verbracht haben und jetzt kaum mehr als 500 Euro bekommen“, betonte Fini.

Eine weitere Priorität sieht Fini in der Aufwertung des ländlichen Raums, was u.a. durch steuerliche Vorteile und den Einsatz gegen Bevölkerungsabwanderung geschehen soll. Generell gehe es darum, nicht zur zu protestieren, sondern auch Vorschläge zu unterbreiten, konstruktiv zu kritisieren und gemeinsam zu handeln. „Wir dürfen niemanden zurücklassen“, so Fini. „Dienstleistungen für Unternehmen und Bürger, große und kleine Unternehmen, Nord und Süd, ökologische und konventionelle Landwirtschaft - all das steht nicht im Widerspruch. Die Vielfalt muss in einen Mehrwert umgesetzt werden“, erklärte er. „Lassen Sie uns dies alles tun“, schloss Fini, „lassen Sie es uns mit Leidenschaft und Ernsthaftigkeit tun. Immer im Dienste der Landwirte und Familien, mutig in die Zukunft blickend.“