Foto: Schmidt

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Nachdem sich die ARD im April dieses Jahres ausführlich nur mit den negativen Aspekten der Avocado-Produktion auseinandergesetzt hat, standen nun die Erntehelfer im Fokus – in einseitig, kritisch vorgefärbter Manier. Aussagen wie „Wir leben wie Tiere!“, „Die Chefs sind schlecht!“, „Es ist die Hölle!“ sollten in der ARD-Reportage „Europas dreckige Ernte“ vom 9. Juli 2018 die Missstände in Spanien und Italien verdeutlichen, unter denen die Erntehelfer, meistens Flüchtlinge, zu leiden haben.

Sicherlich gibt es auch Missstände, das soll nicht in Abrede gestellt werden. Doch es entstand auch diesmal wieder der Eindruck einer Branche unter Generalverdacht, was keineswegs der tatsächlichen Situation entspricht. So war der Tenor wieder nur, dass sich die Betriebe die „billigen“ Arbeitskräfte in Almería vom „Arbeitsstrich“ holen, wo die Flüchtlinge darauf hoffen, Arbeit zu finden, auch wenn sie keine Papiere haben. Sie leben in Slums, die aus Plastik, alten Gewächshausfolien zusammengeschustert sind, und ohne Strom und fließend Wasser. „Wir werden dazu gezwungen, zehn Stunden umsonst zu arbeiten“, wurden Erntehelfer aus Spanien zitiert.
In Italien seien die Bedingungen aufgrund der Mafia-Beteiligung, die von den EU-Mitteln profitieren, noch schlimmer, so die Reportage. „Das ist moderne Sklaverei. Die EU-Kommission hat versagt“, wurde Martin Häusling von Bündnis 90/Die Grünen zitiert. Nur bei regionalen und Fair Trade-Produkten könne man sich sicher sein, dass die Umstände für alle Beteiligten in Ordnung sind, heißt es abschließend. Auch dies kommt einem bekannt vor. Das ARD-Redaktionsteam stellte schwarze Schafe heraus, die trotz vieler Kontrollen ein schlechtes Licht auf die Branche werfen, und konfrontiert die Verbraucher damit, die die Situation eben nicht so gut einschätzen können, wie mit der Branche Vertraute. Denn es darf nicht vergessen werden, dass in der Obst- und Gemüse-Branche mittlerweile nichts mehr ohne entsprechende Zertifizierungen und Standards möglich ist.