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In einem Brief an Handelskommissar Valdis Dombrovskis bringt Copa Cogeca eine wachsende Besorgnis über die Folgen des Abkommens zwischen der EU und Marokko für die Obst- und Gemüsemärkte und insbesondere den Tomatenmarkt zum Ausdruck. Durch die kumulativen Auswirkungen des Brexits seien die Tomatenpreise in der EU auf ein Niveau gesunken, das die Produktionskosten der meisten europäischen Erzeuger nicht decke, wodurch die Produktion in strategischen Regionen der EU gefährdet sei, heißt es.

Die im 2014 überarbeiteten Abkommen zwischen der EU und Marokko festgelegten Bestimmungen, die den Export von Tomaten mit Ursprung in Marokko in die EU regeln, seien ineffizient. Zusätzlich zu den Einfuhrpreis- und Zollmechanismen, die sich als begrenzt wirksam auf die importierten Mengen erwiesen hätten, würden die im Vertrag vorgesehenen Schutzklauseln nie ausgelöst, obwohl die Tomatenpreise auf den EU-Märkten stark gesunken seien. Das habe dazu geführt, dass im vergangenen Jahr 500.000 t Tomaten importiert wurden, was dem Doppelten der Quote entspricht, die - theoretisch - berechnet wurde, um den traditionellen marokkanischen Exportfluss zu erhalten.
Der Brexit ist laut Copa Cogeca ein zusätzlicher Faktor, der die Störung des europäischen Marktes verschärft, da das Vereinigte Königreich ein wichtiger Bestimmungsort für mehr als 50 % der für den Export bestimmten europäischen Tomaten war. Die Quoten des Abkommens zwischen der EU und Marokko wurden nach dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU nicht neu verhandelt, um das Kriterium zu berücksichtigen, das in der Vergangenheit eine Verlängerung dieser Quoten erforderlich machte, wenn neue Mitgliedstaaten der EU beitraten. Außerdem können die Tomaten mit Ursprung in Marokko ohne Zölle nach Großbritannien eingeführt werden. Der Handel wird an Europa vorbeigeführt, und die europäischen Tomatenproduzenten mussten in den ersten Monaten des Jahres 2021 mit einem Rückgang der Exporte nach Großbritannien rechnen. Für den Moment halten Copa Cogeca das Handelsabkommen nicht für zeitgemäß.
Pekka Pesonen, Generalsekretär Copa Cogeca: 'Das Mindeste, was wir heute sagen können, ist, dass wir das Handelsabkommen nicht für zeitgemäß halten. Die Situation vor Ort verschlechtert sich rapide, deshalb muss die Kommission schnell reagieren. Wir fordern Handelskommissar Valdis Dombrovskis und seine Verwaltung auf, eine umfassende Bewertung der Auswirkungen der gestiegenen Mengen an importiertem Obst und Gemüse, auf die Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation in den ländlichen Gebieten Europas und auf die Einkommen der Erzeuger vorzunehmen. Die Kommission sollte auch vorschlagen, die geplanten Schutzklauseln auszulösen und den betroffenen europäischen ländlichen Gebieten Ausgleichszahlungen zu gewähren.' In dem Schreiben an die Kommission schlagen Copa und Cogeca auch eine Neuberechnung der Obst- und Gemüseimportquoten und der pauschalen Importwerte vor, um die neue Marktrealität in der EU-27 widerzuspiegeln, sowie neue Bestimmungen, die darauf abzielen, die heute bestehenden Wettbewerbsvorteile in Bezug auf die Produktionsmethoden in Marokko zu verringern.