Foto: Universität Kassel

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Schönheitsmängel bei Obst und Gemüse bedeuten keinen Qualitätsverlust. Die Vermarktung von optisch auffälligem Obst und Gemüse ist ein wichtiger Schritt gegen die Verschwendung von Lebensmitteln. Doch wie präsentiert der Öko-Handel diese Produkte am besten? Machen Preisnachlässe einen Unterschied und was hat der Kistenfüllstand damit zu tun? Diesen Fragen gingen Forschende der Universität Kassel in dem Forschungsprojekt „Marketing von Suboptimal Food im Öko-Handel“ nach.

Das Projekt wurde durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) gefördert. Agrarmarktexperten der Universität Kassel befragten Öko-Konsumentinnen und -Konsumenten und ermittelten deren Zahlungsbereitschaft: Optische Auffälligkeiten wurden häufig gar nicht als Produktmakel wahrgenommen, sondern eher als ein Zeichen von Natürlichkeit und einer biologischen Produktion. Nur wenige Öko-Konsumentinnen und -Konsumenten äußerten große Qualitätsbedenken. Aus den Befragungen ging auch hervor, dass Kunden für suboptimale Produkte im Durchschnitt einen Preisnachlass von 30 % erwarten. Bei Verkaufstests an verschiedenen Standorten nahmen Kunden Äpfel mit kleinen sichtbaren Mängeln gut an, auch ohne Preisnachlass. Möhren mit deutlich sichtbaren Schönheitsmängeln fanden hingegen trotz Preisreduktion sehr wenige Kaufinteressenten. Auf Äpfel und Möhren wurde zudem unterschiedlich hingewiesen: Zum einen wurde die Ware sachlich mit Fakten präsentiert, zum Beispiel wie viel Prozent der Möhren bzw. Äpfel aufgrund der Optik aussortiert werden und nicht den Handel erreichen. Zum anderen wurde mit vermenschlichten „frechen“ Abbildungen und passenden Namen wie „Charakterköpfe“ oder „Kämpferkerlchen“ geworben. In der Wirkung der beiden Kommunikationsstrategien stellte das Forscherteam keinen Unterschied fest. In beiden Fällen ließ sich der Absatz von Produkten mit Schönheitsmängeln leicht steigern. Einen messbaren Einfluss hatte außerdem der Kistenfüllstand: War die Kiste mit suboptimalen Äpfeln und Möhren voller, als die danebenstehende Kiste mit optisch einwandfreier Ware, griffen die Kunden tendenziell häufiger zur suboptimalen Ware.